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Stadt Tegernsee - Aus der Geschichte

Die ersten Siedlungsanfänge am Tegernsee durch illyrische Keltenstämme reichen bis in die jüngere Steinzeit zurück. Doch erst mit den Bajuwaren begann im 6. Jahrhundert die eigentliche Geschichte unseres Heimatgebietes. Die Zeit der Agilolfinger (508 - 788) hatte in Herzog Tassilo II. ihren markantesten Fürsten. 784 wurde er von Kaiser Karl gezwungen, das Herzogtum Bayern als Lehen zu empfangen.

Im Jahr 746 gründeten zwei adelige Brüder aus dem Geschlecht der Huosi (Huosigau) eine "cella", die später mächtige Benediktinerabtei Tegernsee, die der Sage nach 747 durch den hl. Bonifatius eingeweiht wurde. Wahrscheinlich im Jahr 752 brachte Uto, der Schwestersohn des Otkar, die Gebeine des hl. Quirinus von Rom nach Tegernsee. So ist einer der bedeutendsten Kulturmittelpunkte des Mittelalters entstanden. Dieser Zeitabschnitt kann als der eigentliche Siedlungsbeginn im Tegernseer Tal angesehen werden. Das reich dotierte Kloster besaß unter anderem ein Drittel der Reichenhaller Salzgewinnung. Das Kloster war 817 bereits Reichskloster und wird an erster Stelle des karolingischen Klosterverzeichnisses erwähnt. Im Jahr 921 wurde es durch Herzog Arnulf den Bösen säkularisiert. Kaiser Otto II. stellte 979 die Reichsabtei wieder her. Damit begann die große Blütezeit des Klosters, das um das Jahr 1000 bereits 200 Mönche zählte. Ein Klosterurbar aus dem 13. Jahrhundert zeigt über tausend Besitzungen auf.

In dieser Glanzzeit ist in Tegernsee auch ein unvergleichliches Kunst- und Kulturgut entstanden. Es gab Werkstätten für Glas- und Buchmalerei, für Goldschmiedekunst und Erzguss. Im 11. Jahrhundert wurde hier der erste deutsche Sittenroman der "Ruodlieb", in lateinischer Sprache geschrieben. 1160 dichtete Metalius die Quirinalen., die lateinische Gründungsgeschichte des Klosters. Als Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1165 hier als Gast weilte, wurde ihm das Spiel vom Antichristen vorgeführt. Auch Walther von der Vogelweide kehrte als Gast im Kloster ein. Nach dem Konstanzer Konzil begann im 15. Jahrhundert die dritte Blütezeit des Klosters. Sie war auch die letzte, denn im 16. Jahrhundert sind keine nennenswerten religiösen oder kulturellen Bewegungen mehr von hier ausgegangen. In der Herstellung und Erhaltung von Handschriften und Drucken hat das Kloster sich jedoch hervorgetan.

Die Kriegs- und Notzeiten der Jahrhunderte haben Tegernsee infolge seiner natürlich geschützten Lage weniger als die übrigen bayerischen Orte berührt. Dagegen wurde es während des Dreißigjährigen Krieges vom großen Sterben, der Pest, heimgesucht. Truppendurchzüge und andere Kriegsnöte hatten die Einwohner im Österreichischen Erbfolgekrieg zu ertragen. 1800/01 lag französisches Militär "als Verbündeter" in unserem Tal. 1803 fiel das Benediktinerkloster der Säkularisation zum Opfer, der Besitz wurde verstaatlicht. König Max I. Joseph erwarb 1817 die Reste der ehemaligen Klostergebäude und ließ sie zur königlichen Sommerresidenz umgestalten. Im Gefolge des Hofs fanden sich zahlreiche Adelige und Künstler am Tegernsee ein. Daraus gründet der sich bis in die Gegenwart stetig entwickelnde Fremdenverkehr. Auch die Kriege von 1866 und 1870/71 sowie die beiden Weltkriege forderten schwere Opfer. Während der Erwerb der Bevölkerung jahrhundertelang sehr eng mit dem Kloster zusammenhing, beruhte die neuere wirtschaftliche Entwicklung auf dem Ausbau des Fremdenverkehrs. Mit der Eröffnung der Bahnlinien nach Gmund 1883 und Tegernsee 1902 stieg dieser sprunghaft an. Die idyllische Lage am See sowie alle Voraussetzungen eines Heilklimatischen Kurortes haben Tegernsee in aller Welt bekannt gemacht.

Heute steht das Tegernseer Tal vor neuen Herausforderungen. Möge der benediktinische Segen zu Beginn eines neuen Jahrtausends weiter wirken und das Tegernseer Tal auch in der Zukunft seine Einmaligkeit und seinen Liebreiz bewahren.